Wenn einem ein Hund mit Maulkorb begegnet, so halten ihn viele für gefährlich und suchen Abstand. Gleichzeitig hören Besitzer immer wieder Vorwürfe, dass sie ihren Hund mit einem Maulkorb quälen würden. Denn noch immer kursieren viele Vorurteile zu der Maßnahme. Allerdings gibt es diverse Gründe, weswegen ein Maulkorb für einen bestimmten Hund empfehlenswert und hilfreich ist. Dieser Artikel informiert daher umfassend zum Thema Maulkorb, wann er eingesetzt werden kann, welche Arten Maulkorb es gibt und wann der Maulkorb sogar verpflichtend sein kann.
Welchen Zweck hat ein Maulkorb?
Sicherheit für Mensch und Tier
Auch wenn es ein Vorurteil ist, so ist der Maulkorb häufig ein Sicherheitsfaktor für die Menschen, den Hund oder andere Hunde. Dabei geht es nicht zwangsläufig um unkontrollierbare Aggression oder einen “Killerinstinkt”, wie er machen Hunderassen nachgesagt wird.
Dennoch kann es zu Aggression zwischen fremden Hunden kommen, wenn Angst, Unsicherheit oder Dominanzverhalten überkocht. Manche Hunde reagieren auf frühere traumatische Ereignisse mit Beißen gegenüber bestimmten anderen Hunden oder generell bei Begegnungen, oft auch schon beim harmlosen Beschnuppern oder wenn der andere Hund an der Leine pöbelt. In einigen Fällen kann das auch gegen Menschen gerichtet sein, die einem früheren Peiniger ähneln oder die bei überzogenem Schutzverhalten als Aggressor gegen Herrchen und Frauchen gewertet werden.
Ein Maulkorb verschafft daher allen Beteiligten schnell und unkompliziert Sicherheit. In einigen Umgebungen wird er auch schon für das Gefühl von Sicherheit getragen, z.B. in größeren Menschenmengen und insbesondere Kindergruppen, sodass diese sich vor größeren und kräftigen Hunden nicht fürchten. Daher gibt es auch Orte, an denen ein Maulkorb verpflichtend getragen wird.
Unerwünschtes Verhalten
Einige Hunde tragen “Spuck das aus!” als zweiten Vornamen. Sie scheinen zielsicher auf jedem Spaziergang tote Mäuse, verschimmelte Brötchen oder verlockende Erdklumpen zu finden und sich den Magen vollzuschlagen. Das ist nicht immer gesund für den Magen, denn auch wenn Gras und Erde der Verdauung hilft und ein weiches Brötchen einmalig kein Problem darstellt, so können darin auch giftige Stoffe oder scharfkantige Objekte sein. Immer wieder finden Hundehalter auch von Hundehassern eigens ausgelegte Köder aus Hackfleisch oder anderem verlockendem Stoff, in dem sich Rattengift oder Rasierklingen finden. Im schlimmsten Fall kann den Hund das nicht nur krank machen oder verletzen, sondern sogar sein Leben kosten.
Mit einem Maulkorb kann vorübergehend oder auch langfristig das ständige Futtern am Wegesrand unterbunden werden. Viele nutzen es als Trainingshilfe, um dem Hund das Ignorieren von vermeintlich leckeren Dingen beizubringen, und legen den Maulkorb nach erfolgreichem Absolvieren wieder ab.
Gesundheitliche Gründe
Für manche Hunde ist eine Halskrause aus verschiedenen Gründen nicht geeignet. Um dennoch sicherzustellen, dass er nicht an einer Wunde oder einem Verband leckt, kann man zeitweise auf einen Maulkorb zurückgreifen. Dabei ist natürlich darauf zu achten, dass dieser nicht trotzdem das Lecken ermöglicht.
Wann sollte mein Hund einen Maulkorb tragen?
Die Entscheidung für einen Maulkorb hängt vom Hund und auch von der Situation ab. Einige Orte verlangen von jedem Hund einen Maulkorb, z.B. auf Reisen in der Bahn. In anderen ist es empfehlenswert, so jede neue und unvertraute Situation, in der dein Hund Angst bekommen oder sich in die Ecke gedrängt fühlen könnte. Gerade bei Tierarztbesuchen wird Haltern oft empfohlen, die ersten Termine mit einem Maulkorb wahrzunehmen, da sich Ärztin und Tier noch nicht kennen und erst Persönlichkeit und Körpersprache kennenlernen müssen. Auch gibt es unter Umständen gesetzliche Auflagen für Hunde, die einer bestimmten Rasse angehören oder bereits durch Aggression aufgefallen sind. Im Alltag kann ein Maulkorb eine gute Wahl sein, wenn er Beißen oder unkontrolliertes Fressen verhindern soll.
Was macht einen guten Maulkorb aus?
Ein Maulkorb soll zwar Beißen vermeiden, jedoch muss er genug Maulfreiheit bieten, um dem Hund das Hecheln zu ermöglichen. Denn dieses braucht er, um die eigene Temperatur zu regulieren und sich wohl zu fühlen. Wenn der Korb längere Zeit getragen werden soll, sollte der Hund auch damit trinken können. Ebenso muss er luftig genug sein, dass dein Hund noch schnuppern kann.
Durch den Maulkorb sollte kein Druck auf Wangen, Schnauze und Kopf ausgeübt werden. Denn das ist unangenehm und führt nur dazu, dass dein Hund den Korb möglicherweise sogar ablehnt und das Anlegen erschwert. Außerdem können sich dadurch Druckstellen bilden.
Ragt der Maulkorb über die Nase, so sollte der Hund weiterhin freies Sichtfeld haben. Daher ist besonders bei Hunden mit sehr kurzer Schnauze oder engstehenden, tiefliegenden oder bereits durch Fell verhangene Augen die Anpassung wichtig, damit der Korb ihn nicht behindert.
Sehr wichtig für die Funktion ist auch, dass der Maulkorb abwurfsicher angebracht werden kann. Kluge Hunde oder Hunde mit spezieller Körperform wie kleine oder sehr schmale Köpfe können sich eines normalen Maulkorbs flugs entledigen. Ebenso zählt ein robustes Material, das selbst kein Verletzungsrisiko trägt wie splitterndes Plastik oder scharfkantiger Draht.
Schlussendlich ist zu beachten, dass der Maulkorb auch nach Funktion ausgewählt wird. Geht es eher um das Verhindern von unkontrollierten Fressen, so muss er keinen Abstand zu anderen Schnauzen herstellen und kann weicher sein. Sollen Beißattacken verhindert werden, so kann unter Umständen mehr Freiheit für die Schnauze gewährleistet sein.
Welche Art Maulkörbe gibt es?
Drahtmaulkorb
Mit am häufigsten trifft man im Alltag Hunde mit Drahtmaulkörben*h an, da diese robust und langlebig sind und auch über längeren Zeitraum getragen werden können, sofern sie gut angepasst sind. Sie sind sehr bisssicher, da sie eine Art Käfig um die Schnauze bilden und damit jedes Objekt oder Lebewesen auf einen Mindestabstand vom Maul hält. Allerdings können sie selbst Verletzungen hervorrufen, wenn sie mit viel Kraft in den Körper eines Hundes oder Menschen gerammt werden. Zudem droht das Einklemmen von Fingern, was bei ruckartiger Bewegung des Hundes auch schwere Folgen haben kann.
Durch diesen Käfig hat die Schnauze auch genug Platz zum Hecheln und Trinken. Eine weiche Polsterung ist unabdingbar für längeren Einsatz. Geeignet ist der Maulkorb für jeden Einsatz und an maulkorbpflichtigen Orten auch zugelassen.
Ledermaulkorb
Ledermaulkörbe* sind leicht, langlebig und bei geeigneter Passform auch angenehm für den Hund zu tragen, da sie weder die Sicht behindern noch den Hund in der Bewegung stören. In der Regel sind sie dank eines Stirnriemens auch für schmale Hundeköpfe sicher zu tragen und bieten viel Platz für Hecheln und auch Trinken. Allerdings ist das Leder pflegeintensiv und kann bei nicht sachgemäßer Behandlung porös und brüchig werden.
Beißen wird durch diese Maulkörbe nur bedingt verhindert, bei höherem Aggressionspotential kann sogar das Leder selbst ins Maul geraten. Auch hindert es die meisten Hunde nicht am Fressen. Zum Einsatz kommt es daher am ehesten auf Reisen und bei wenig beißwütigen Hunden.
Kunststoffmaulkorb
Maulkörbe aus Plastik sind leicht und recht billig. Sie sind bei normalen Hundebegegnungen beißsicher, können aber durch kräftige Kiefer aufgebrochen oder sogar zersplittert werden. Sie liegen oft zu eng an und schränken auch das Hecheln ein. Bessere Modelle sind mit Schaumstoff oder Gummi ausgestattet, die das Aufliegen angenehmer gestalten.
Ein Vorteil von Kunststoffmaulkörben* ist das schnelle An- und Ablegen und das geringe Gewicht. Dadurch bieten sie sich als Reisezubehör an, sofern sie ausreichend Tragekomfort bieten.
Eine Alternative zu Kunststoff sind Silikonmaulkörbe, die weicher und biegsamer sind und daher für Hunde mehr natürliche Bewegung ermöglichen. Sie sind auch angenehmer zu tragen, rutschen aber von zu kleinen Köpfen ab und bieten kurzen Schnauzen viel Gelegenheiten, den Korb abzustreifen.
Kein Maulkorb: Maulschlaufe
Maulschlaufen* sind kein Maulkorb und sollten gar nicht oder nur wenig und dann nur sehr kurz Anwendung finden. Es handelt sich dabei um eine Konstruktion aus Nylon, die das Maul fast vollständig geschlossen hält und nur minimales Hecheln erlaubt. Das ist nach kurzer Zeit unangenehm und auch nicht artgerecht für den Hund.
Wo gibt es eine Maulkorbpflicht?
Lokale Gesetze und Verordnungen
Im öffentlichen Raum gilt für bestimmte Hunde eine generelle Maskenpflicht. Welche Hunde dies betrifft, regeln die Bundesländer. In einigen gilt die Pflicht für sogenannte Listenhunde, bei anderen tritt die Regel nur nach einem Vorfall individuell in Kraft. Meist kann aber eine Befreiung durch das Bestehen eines sogenannten Wesenstests erreicht werden.
International regeln die Länder und Regionen eine Maulkorbpflicht sehr unterschiedlich. Teilweise sind spezielle Rassen an einen Maulkorb gebunden oder touristische Bereiche unterliegen einer generellen Maulkorbpflicht. Vor Reisen sollte man sich daher gründlich informieren, um keine Strafe oder sogar das Beschlagnahmen des Hundes zu vermeiden.
Bereiche mit Maulkorbpflicht
In öffentlichen Verkehrsmittel sind Maulkörbe für Hunde in der Regel vorgeschrieben oder zumindest erwünscht. Bei der Deutschen Bahn herrscht z.B. eine grundsätzliche Maulkorbpflicht für alle Rassen, sofern sie nicht in einer Transportbox reisen.
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Fazit
Ein Maulkorb kann eine wertvolle Trainingshilfe sein und sogar das Risiko für Verletzung oder Vergiftung drastisch reduzieren. Es bietet Sicherheit für aggressive und ängstliche Hunde ebenso wie für die Menschen um sie herum. Damit dies funktioniert, muss der Maulkorb allerdings angenehm zu tragen sein und einen artgerechten Alltag ermöglichen.
FAQ
Welcher Maulkorb ist am besten für den Hund?
Ein Maulkorb sollte zum Hund und zur Tragesituation passen. Er muss genug Tragekomfort bieten, wenn er länger angelegt bleibt, und Raum zum Hecheln lassen. Wenn er Beißen verhindern soll, muss er ausreichend stabil sein.
Für manche Hunde ist aufgrund der Kopf- oder Schnauzenform nicht jeder Maulkorb geeignet. Wichtig ist, dass der Korb immer sicher verschlossen und nicht durch den Hund abgestreift werden kann. Er sollte nicht zu schwer sein und keinen Druck ausüben.
Wann sollte ein Hund einen Maulkorb tragen?
In einigen Bundesländern sind bestimmte Hunderassen zum Tragen eines Maulkorbs verpflichtet, solange sie keinen Wesenstest oder Ähnliches nachweisen können. Ebenso kann eine Pflicht zum Maulkorb vorliegen, wenn der Hund bereits aufgefallen ist. In vielen Transportfahrzeugen wie der Bahn sind Maulkörbe auch vorgeschrieben.
Im Alltag ist ein Maulkorb dann für einen Hund empfehlenswert, wenn das Risiko für eine Auseinandersetzung mit anderen Hunden oder Menschen besteht. Dabei ist unerheblich, ob der Hund Aggressionen zeigt oder aus Unsicherheit oder Angst aggressiv reagiert.
Für Vielfraße ist ein Maulkorb eine Trainingshilfe, die auch vor Giftködern oder gefährlichen Gegenständen schützt.
Was bewirkt ein Maulkorb beim Hund?
Ein Maulkorb ist eine Sicherungshilfe für den Hund selbst und andere Hunde. Je nach Modell verhindert er das Beißen vollständig oder erschwert es durch eine physische Blockade. Der Hund kann dann das Maul nicht mehr vollständig aufreißen zum Biss oder hält durch den Korb alles auf Sicherheitsabstand von seinen Zähnen.
Wo herrscht Maulkorbpflicht?
Je nach Bundesland gilt für einige Hunde eine generelle Maulkorbpflicht im gesamten öffentlichen Raum. Das kann aufgrund der Rasse entschieden werden oder wenn ein Hund negativ auffällt. Durch das Bestehen eines Wesenstest kann möglicherweise aber eine Befreiung von der Pflicht erreicht werden.
In Bus und Bahn sind je nach Region Maulkörbe vorgeschrieben oder zumindest erwünscht. Bei der Deutschen Bahn muss jeder Hund einen Maulkorb tragen, der nicht in einer Transportbox reist.