Ein Ziehen und Zerren an der Leine ist ein weit verbreitetes Problem unter Hundehaltern, das für viel Frust und Stress auf Spaziergängen sorgt und sogar eine echte Gefahr darstellen kann. Denn zieht der Hund ruckartig an der Leine, kann dir diese sogar entgleiten und dein Hund davonlaufen.
Daher ist Leinenführigkeit ein wichtiger Aspekt in der Hundeerziehung und sollte regelmäßig trainiert und eingefordert werden. Aber was tun, wenn dein Hund ständig an der Leine zieht und euer Spaziergang ein ständiger Kampf um die richtige Richtung scheint?
Gründe, wieso dein Hund an der Leine zieht
Mangelnde Impulskontrolle und Neugier
Impulskontrolle beschreibt die Fähigkeit deines Hundes, auf einen Reiz zu reagieren. Ist er bei jedem Rascheln oder jeder Bewegung sofort bestrebt, die Quelle zu erkunden, deutet das auf einen deutlichen Mangel an Kontrolle hin. Das ist nicht nur für dich nervig, sondern setzt deinen Hund unter Dauerstress.
Impulskontrolle lässt sich aber erlernen und trainieren. Bei einigen Rassen, wie z.B. Hunden mit Jagdtrieb, ist dies schwieriger, aber auch notwendig. Am Ende sollte dein Hund entspannt schnüffeln können, ohne bei jedem Reiz Adrenalin auszuschütten.
Alter
Gerade für einen jungen Hund ist die Welt in jeder Sekunde voller Abenteuer und er will keines davon verpassen. So sehr er sein Herrchen oder Frauchen liebt, so aufregend ist auch alles, was ihm gerade vor die Schnauze läuft. Je jünger ein Hund ist, desto normaler ist daher auch das Ziehen in alle Richtungen.
Langeweile
Für manche Hunde ist das gelegentliche Schnüffeln beim Gassigehen nicht interessant genug, um sich geistig auszulasten. Sie ziehen dann an der Leine ähnlich einem quengelnden Kind, das sich im Supermarkt auf den Boden wirft. Das Gute ist: Sobald sie genug gefordert werden zum Beispiel durch das Erlernen von Tricks, legt sich das Verhalten ganz von allein.
Mangelnde Auslastung
Auch unter Hunden gibt es die Sofakumpels und die Sportskanonen. Das kann für die Rasse typisch sein, aber auch am Alter oder der Persönlichkeit liegen. Ein energiegeladener Hund will diese Anspannung abbauen und zieht dann oft ungeduldig an der Leine, weil ihm das Lauftempo zu langsam ist. Besonders bei Jagd- und Arbeitshunden begegnet dir dieser Typ Leinenzerrer, daher solltest du dir hier ein gutes Sportprogramm überlegen.
Fehlende Leinenerziehung
Die wenigsten Hunde verhalten sich von Anfang an vorbildlich an einer Leine. Die meisten werden als Welpen an eine Leine gewöhnt und akzeptieren den eingeschränkten Radius dann schnell. Ist diese Gewöhnung aber nicht erfolgt, betrachten insbesondere erwachsene Hunde die Leine eher als lästiges Hindernis und lehnen sich dagegen auf.
Das ist nicht immer deutlich gegen die Leine gerichtet. Oft ziehen und zerren die Hunde nur, weil sie die Einschränkung nicht hinnehmen und selber ihren Weg bestimmen wollen.
Bestärkendes Verhalten
Unbewusst kannst du auch du für das Ziehen an der Leine verantwortlich sein. Nicht nur bist du für die Leinenführigkeit und das Training der Impulskontrolle zuständig, sondern oft spürt dein Hund auch den sich in dir aufbauenden Stress beim Spaziergang. Wenn du bereits das Ziehen an der Leine von deinem Hund erwartest.

Was tun, wenn dein Hund an der Leine zieht?
Das Wichtigste, wenn dein Hund an der Leine zieht, ist, dass du selber ruhig bleibst und dich nicht stressen lässt. Denn diese Aufregung überträgt sich auf deinen Hund und führt höchstwahrscheinlich zu noch mehr Zerren.
Suche dann nach der Ursache des Zerrens und handle entsprechend. Lenk ihn ab, wenn er zu einem anderen Hund, einem Menschen oder einem für ihn interessanten Gegenstand will oder Angst vor etwas hat. Versuche, ihn mit kleinen Spielchen oder Tricks etwas Aufregenderes zu bieten oder lenk damit die Aufmerksamkeit auf dich.
Langfristig solltest du natürlich dein Training so ausrichten, dass du nicht mehr in der Situation reagieren musst, sondern dein Hund das Ziehen an der Leine ganz sein lässt. Das braucht Zeit, um tiergerecht und wirkungsvoll zu sein. Welches Training genau hilft, hängt dabei von deinem Hund und der Ursache des Zerrens ab.
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Übungen: So geht dein Hund besser an der Leine
Aufmerksamkeit einfordern
Für eine bessere Impulskontrolle und eine bessere Leinenführigkeit hilft es oft, mit kleinen Handgriffen die Aufmerksamkeit deines Hundes zu erregen und zu halten. Der Reiz kann ganz unterschiedlich sein und hängt vor allem auch von der Ablenkungsursache ab, ebenso wie von den Vorliegen deines Hundes. Bewährt haben sich vor allem das Konzept “Gegenreiz” und “Richtungswechsel”.
Beim Gegenreiz setzt du sofort, wenn dein Hund sich ablenken lässt, einen eigenen Reiz ab, mit dem du die Aufmerksamkeit deines Hundes wieder auf dich lenkst. Das kann ein Geräusch oder eine Bewegung sein, aber auch schlicht das Fallenlassen eines Leckerlis. Diese Methode ist auch sehr bewährt für schreckhafte Hunde, die aus Angst an der Leine zerren oder sogar pöbeln. Mit dem Gegenreiz “vergisst” dein Hund die vorherige Ablenkung und lernt gleichzeitig, dass du sehr viel interessanter bist als die Reize um ihn herum. Am ende soll er bei jedem ablenkenden Reiz automatisch sich dir zuwenden und auf dich konzentrieren.
Beim “Richtungswechsel” lenkst du deinen Hund ab, indem du einen für ihn überraschenden Weg einschlägst, statt wie erwartet geradeaus oder sogar zur Reizquelle zu laufen. Wichtig ist, dass du diesen Wechsel per Kommando ankündigst und zwar bestimmt, aber behutsam auch mit der Leine das Signal für die neue Richtung gibst. Ziehe nicht selber an der Leine und lass dich auf keinen Fall auf ein “Tauziehen” mit deinem Hund ein. Dreh einfach kurzerhand um und laufe einige Schritte in eine andere Richtung. Dein Hund wird davon überrascht dir folgen, statt dem Reiz nachzujagen. Langfristig soll er so merken, dass jedes Pöbeln oder Zerren ihn nur von der Quelle seiner Neugier entfernt.
Rückruftraining
Auch an der Leine kannst du den Rückruf trainieren. Erst arbeitest du mit deiner normalen Leine, dann solltest du an eine Schleppleine mit mindestens 10 m Länge wechseln, bevor du das Training ohne Leine beginnst. Achte bei diesen Trainingseinheiten darauf, besonders beliebte Leckerli zu verwenden, da dieses Kommando eines der wichtigsten ist.
Deinen Rückruf kannst du individuell gestalten. Oft bietet sich “Komm her” an, es sollte aber auf jeden Fall nicht allein der Name deines Hundes sein – denn den nennst du vermutlich sehr oft am Tag, ohne, dass es ein Kommando darstellen soll.
Wenn dein Hund nun an der Leine zerrt, kannst du den Moment für eine Übungseinheit nutzen. Denn der Rückruf sollte auch dann funktionieren, wenn dein Hund einem großen Ablenkungsreiz ausgesetzt ist.
Entspannungstraining an der Leine
Ebenso wie Stress überträgt sich auch deine Ruhe bestenfalls auf deinen Hund. Auf das Ziehen an der Leine entspannt zu regieren, musst du aber genauso üben wie dein Hund. Fühle daher in diesen Momenten in dich hinein und arbeite bewusst gegen aufsteigenden Stress an. Versuche es mit Atemübungen, z.B. drei Sekunden einatmen, vier Sekunden ausatmen. Lockere deine Muskeln und checke von Kopf bis Fuß deine Muskelgruppen auf Anspannung durch.
Tipp: Probeire es mal mit Entspannungsmusik, die beruhigt sowohl dich als auch deinen Vierbeiner.
Fazit – Hund zieht an der Leine
Der gemeinsame Spaziergang trägt viel zur Bindung zwischen deinem Hund und dir bei. Deswegen sollte er nicht mit Stress für euch verbunden sein, wenn dein Hund ständig an der Leine zieht und zerrt. Aber das geschieht schnell, denn Leinenführigkeit passiert nicht von allein, sondern ist das Ergebnis von gutem, bedürfnisorientiertem Training.
Wenn dein Hund sich langweilt, anderes oft interessanter findet als dich, andere Hunde oder Menschen anpöbelt oder körperlich oder geistig nicht genug gefordert wird, werden die täglichen Spaziergänge zu einer belastenden Stresssituation. Mit konsequentem Training kannst du aber gegensteuern und wieder zu einem entspannten Alltag für dich und deinen Vierbeiner finden.

FAQ
Es gibt viele verschiedene Gründe, weswegen dein Hund an der Leine zieht. Und leider kann es vorkommen, dass auch nach erfolgreichem Training irgendwann wieder das Ziehen anfängt – ob aus demselben oder einem anderen Grund.
Insbesondere sehr eigenständige Hunde werden immer mal wieder versuchen ihren Kopf durchzusetzen und ihre Interessen hartnäckig zu verfolgen. Daher solltest du Training auch nie als vollständig abgeschlossen betrachten, sondern mit deinem Hund kontinuierlich weiterüben.
Die Ausrichtung deines Hundestrainings gegen das Ziehen an der Leine richtet sich nach dem Grund dafür. Langeweile bekämpfst du mit interessanten Trainingseinheiten und spielerischen Übungen, Angst überwindest du mit gemeinsamen vertrauensbildenden Maßnahmen und mangelnde Impulskontrolle verbesserst du durch Konsequenz und mentale Herausforderung.
Leinenführigkeit muss erlernt werden, ob im Welpenalter oder als bereits erwachsener Hund. Das Training richtet sich nach Faktoren wie Eigenständigkeit, Selbstbewusstsein oder Konzentrationsfähigkeit. Durch kontinuierliche, kleine Übungseinheiten schaffst du eine stressfreie Umgebung für deinen Hund, sodass ihr die Spaziergänge gemeinsam wieder genießen könnt.
Durch Beobachten deines Hundes während der Spaziergänge erfährst du viel über seine Bedürfnisse, Ängste und Wünsche. Entsprechend kannst du reagieren und gegensteuern, wenn diese überhand nehmen und durch diesen Stress dein Hund beginnt an der Leine zu zerren. Hilfe erhältst du von erfahrenen Hundetrainern und Hundeschulen, aber auch online durch Tools wie die App Hundeo*, die dich jederzeit und von überall im Training unterstützt.