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Qualzucht: Diese Hunderassen sind betroffen

Ein Hund ist bekanntlich der beste Freund des Menschen. Für viele ist er aber mehr als ein treuer Begleiter. Denn vereinzelt sehen Menschen die kleinen Vierbeiner auch als Accessoires – völlig unangebracht! Durch zahlreiche Schönheitsideale, die einige Rassen erfüllen sollen, wird die Qualzucht weiter vorangetrieben. Zwar spricht nichts gegen optisch ansprechende und besonders aussehende Fellnasen, allerdings sollten die Gesundheit und das Wohlergehen des Tieres im Vordergrund stehen. Daher zeigen wir Ihnen im folgenden Beitrag einige der am häufigsten von Qualzucht betroffenen Hunderassen und zeigen auf, welche Merkmale dabei besonders beliebt sind – von kurzen Nasen bis hin zu speziellen Fellzeichnungen.

Was ist eine Qualzucht?

Lesia Kapinosova

Die Qualzucht bezeichnet die Züchtung von Hunderassen nach bestimmten Merkmalen. Diese beeinträchtigen die Tiere meist ein Leben lang, denn aufgrund dieser zuchtbedingten Merkmale erleiden die Tiere nicht selten Schmerzen und andere gesundheitliche Probleme. Laut dem deutschen Tierschutzgesetz spricht man von einer Qualzucht, wenn die Merkmalsausprägungen, die durch die Zucht gefördert werden:

  • Zu einer Minderleistung führen, die Selbstaufbau, Selbsterhaltung und Fortpflanzung betrifft.
  • Sich in morphologischen bzw. physiologischen Veränderungen oder aber Verhaltensstörungen äußern, die mit Schmerzen, Leiden und Schäden einhergehen.

Während beispielsweise der Mops und die Französische Bulldogge als Sinnbild für die Qualzucht stehen, sind auch viele andere beliebte Hunderassen davon betroffen.

Welche Hunderassen sind am meisten betroffen?

rambo80 Französische Bulldogge

Neben den klassischen Beispielen für die unangebrachte Qualzucht bei Hunden wie der Französischen Bulldogge, gibt es auch eine Reihe weiterer betroffener Hunderassen, an die man zunächst nicht denkt. Grund dafür, dass das Geschäft so gut läuft, ist meist die Unkenntnis potenzieller neuer Hundehalter. Hier eine Liste der am meisten betroffenen Rassen:

  • Mops
  • Französische Bulldogge
  • Dackel
  • Deutscher Schäferhund
  • Chihuahua
  • Australian Shepherd
  • Teacup-Hunde
  • Rhodesian Ridgeback
  • Faltenhunde wie der Shar Pei
  • Nackt- und Schopfhunde

Mops

Der Mops gehört ohne Frage zu den bekanntesten und beliebtesten Hunderassen. Mit seinen großen Kulleraugen und der kurzen Schnauze gewinnt er Herzen im Sturm. Doch genau diese kurze Schnauze bzw. die Kurzköpfigkeit beeinträchtigt den Hund körperlich sehr stark. Denn die Veränderung der Kopfform hat zur Folge, dass die Augen abgeflacht sind, stark hervortreten und somit kaum geschützt sind. Austrocknung und Pigmentierung der Hornhaut sind keine Seltenheit und können im schlimmsten Fall zur Blindheit führen. Darüber hinaus verursacht der Ringelschwanz Erkrankungen von Gelenken und der Wirbelsäule, darunter auch Bandscheibenvorfälle.

Französische Bulldogge

Auch die Französische Bulldogge leidet unter der Kurzköpfigkeit, denn dadurch ist die Nase der Vierbeiner stark verkürzt, was zu Atemproblemen, Grunzen, Schnarchen und Röcheln führen kann. Durch diese Beeinträchtigung wird das Hundeleben nicht nur verkürzt, sondern auch qualvoll. So können Kreislaufzusammenbrüche, Sauerstoffmangel und Erstickungsanfälle lebensbedrohlich sein.

Dackel

Auch der Dackel zählt zu den beliebtesten Hunderassen und lässt mit seinem bekannten Dackelblick Herzen schmelzen. Allerdings hat seine charakteristische Kurzbeinigkeit negative Folgen für seine körperliche Gesundheit. Die Kurzbeinigkeit entsteht nämlich durch die sogenannte Chondrodysplasie. Dabei handelt es sich um eine frühzeitige Verknöcherung der Wachstumsfugen, wodurch die Gliedmaßen kurz und gebogen werden. Durch das Missverhältnis zwischen Bein- und Wirbelsäulen-Länge sind Bandscheibenvorfälle keine Seltenheit. Zudem kommt es oft zur bekannten Dackellähme. Dabei werden die Nerven an der Wirbelsäule abgedrückt und das Tier verliert die Kontrolle über seine Beine, meist die Hinterbeine. Gelindert werden kann dieses Problem nur durch Medikamente und einen chirurgischen Eingriff. Rückgängig zu machen ist es jedoch nicht.

Deutscher Schäferhund

An den Deutschen Schäferhund denken die meisten beim Thema Qualzucht vermutlich nicht. Was könnte bei einem kräftigen, großen Hüte- und Wachhund zu einer körperlichen Beeinträchtigung führen? Tatsächlich ist es diese Statur bzw. vielmehr das schnelle Wachstum und der kräftige Körper mit abfallender Rückenlinie. Denn dadurch kommt es häufig zur Hüftgelenksdysplasie, d.h. zu einer erblich bedingten Fehlbildung des Hüftgelenks. Infolgedessen können Ausrenkungen, schmerzhafte Entzündungen und Arthrosen auftreten, welche Bewegungsprobleme zur Folge haben. Darunter die angesprochene Hüftgelenksdysplasie, die sich in Lahmheit sowie mangelnder Stabilität äußert. Zwar gibt es Behandlungsmethoden, die das Leiden lindern, beheben lässt sich das eigentliche Problem jedoch leider nicht.

Chihuahua

Ein kleiner Körper, ein kleiner Kopf und große Augen – so kennen wir den Chihuahua, ein niedlicher, winziger und lebhafter Vierbeiner. Doch durch die extreme Züchtung ist die Schädeldecke des Hundes sehr dünn. So kann schon ein kleiner Schlag auf den Hinterkopf für die Fellnase lebensbedrohlich sein. Darüber hinaus ist das Skelett auch an anderen Stellen sehr instabil, was Knochenbrüche fast schon zur Regel macht. Entsprechend ist beim Spielen und auch im Alltag besondere Vorsicht geboten, was den aktiven Vierbeiner beeinträchtigt.

Australian Shepherd

Der Australian Shepherd gehört zu den mittelgroßen Hunderassen und verzaubert uns mit seinen strahlend blauen Augen und der besonderen Fellzeichnung, die auch als Merle bekannt ist. Die meisten wissen aber nicht, dass dieses gescheckte Fell auf einem Gendefekt beruht, der zahlreiche Krankheiten mit sich bringen kann. Gemischterbige Tiere weisen dieses Gen nur einmal auf und sind meistens gesund. Reinerbige Vierbeiner hingegen können gesundheitliche Probleme davontragen, darunter ernst zu nehmende Augenkrankheiten – im schlimmsten Fall Blindheit -, Taubheit, Herzfehler sowie Deformationen des Skeletts und der Geschlechtsorgane.

Teacup-Hunde

Die sogenannten Teacup Hunde werden gezielt so klein wie möglich gezüchtet, sodass sie wortwörtlich in eine Teetasse passen, daher auch der Name. Durch die Winzigkeit können aber sowohl gesundheitliche als auch soziale Beeinträchtigungen auftreten. Dazu gehören mitunter offene Fontanellen, Herzdefekte, Knochenbrüche und Trachealkollaps, was bedeutet, dass die Luftröhre zusammenklappt. Darüber hinaus wird häufig das Blut von der Leber nicht mehr entgiftet. Dadurch, dass die Hunde körperlich so schwach sind und die meiste Zeit getragen werden müssen, können sie auch nicht den sozialen Umgang mit anderen Tieren lernen. Statt Spaß beim Spielen mit Artgenossen zu haben, ist ihr Leben vielmehr eine Qual.

Rhodesian Ridgeback

Der Haarkamm entlang seines Rückens zeichnet den Rhodesian Ridgeback aus. Dieser wächst entgegengesetzt zur normalen Wuchsrichtung des Fells. Was zunächst unproblematisch wirken mag, kann allerdings einen operativen Eingriff notwendig machen. Denn Hunde mit Kamm sind anfällig für eine spezielle Art von Zysten. Dabei ist die Haut auf dem Rücken eingestülpt und bildet sozusagen eine Rühre, die entlang der Wirbelsäule verläuft. Darin befinden sich Haare, die zu Entzündungen führen können. Daher muss die Zyste in vielen Fällen operativ entfernt werden. 

Faltenhunde wie der Shar Pei

Faltenhunde wie der Mops, der Mastino Napolentano und der Shar Pei bringen durch ihre Falten zwar ein besonderes Erscheinungsbild mit sich, leiden dadurch jedoch auch oftmals an einer Hauterkrankung. Diese macht sich durch Rötungen und Juckreiz bemerkbar. Des Weiteren hängt die überschüssige Haut teilweise stark über den Augen, was nicht nur die Sicht beeinträchtigt, sondern auch Verletzungen und Austrocknung der Augen zur Folge haben kann. Im schlimmsten Fall endet es in einer vollständigen Erblindung.

Nackt- und Schopfhunde

Schopf- und Nackthunde sind vor allem bei Allergikern sehr beliebt. Entsprechend haben sich einige Züchter auf diesen Bereich spezialisiert. Was allerdings nur die wenigsten Hunde-Interessierten wissen: Der Gendefekt der Haarlosigkeit wird häufig von Gebissanomalien begleitet. Eine solche kann im Zahnverlust resultieren, was natürlich die Gesundheit des Vierbeiners negativ beeinflusst. Doch auch die Haarlosigkeit selbst hat negative Folgen. Denn dadurch ist das Tier weder ausreichend vor der Sonne noch vor kaltem Wetter geschützt und es kommt zu Problemen bei der Wärmeregulierung. Darüber hinaus haben Nackthunde genetisch bedingt eine Schwäche des Aufhängeapparates der Augenlinse, was im schlimmsten Fall zur Blindheit führt.

Diese Merkmale sind am beliebtesten

Deutscher Schäferhund

Was einige Züchter Hunden zumuten, nur um schöne und besonders aussehende Tiere zu einem hohen Preis zu verkaufen, ist unmoralisch und unverantwortlich. Auf die Schäden, welche die Vierbeiner dadurch davontragen, sollte viel deutlicher aufmerksam gemacht werden. Einige der beliebtesten Merkmale, die bei der Züchtung verstärkt werden, aber Beeinträchtigungen zur Folge haben, sind folgende:

MerkmalBeeinträchtigungBetroffene Hunderassen
Kurze Nasen, kurzer KopfSchlechte Atmung, Schädigung der Augen bis hin zu Blindheit, Schwergeburten, GehirntumoreFranzösische Bulldogge, Englische Bulldogge, Mops, Chihuahua, Shi Tzu, Pekinese, Mastiff, Boxer, Toy-Spaniel
FaltenRötung, Juckreiz, Hauterkrankungen und Entzündungen der HautShar Pei, Mastino Napolentano, Mops
Merle-FellzeichnungAugenkrankheiten bis hin zur Blindheit, Taubheit, Herzfehler, Deformationen des Skeletts und der GeschlechtsorganeAustralian Shepherd, Pitbull, Collie, Chihuahua, Pudel, Doggen, Border Collie, …
Verkürzung der Schwanzwirbelsäule (Ringelschwanz)Erkrankung der Gelenke und Wirbelsäule, BandscheibenvorfallFranzösische Bulldogge, Englische Bulldogge, Mops, Dackel, Rottweiler, Cocker Spaniel, Bobtail, …
Kamm (Dermoidzysten)Entzündungen, Lähmung der BeineRhodesian Ridgeback
NacktheitProbleme bei der Wärmeregulierung, Empfindlichkeit gegenüber Sonne, Zahnverlust, AllergienChinesischer Schopfhund, Mexikanischer Nackthund, Peruanischer Nackthund, American Hairless Terrier
Schnelles Wachstum, kräftiger KörperHüftgelenksdysplasie, Ausrenkungen, Entzündungen, Arthrosen, LahmheitDeutscher Schäferhund, Berner Sennenhund, Golden Retriever, Rottweiler

Fazit:

Es gibt eine Reihe von Hunderassen, die unter der extremen Züchtung durch unseriöse Züchter leiden. Auch, wenn einige Merkmale wie eine kurze Schnauze und ein kleiner Ringelschwanz niedlich aussehen mögen, sollten die Gesundheit und das Wohlergehen des Vierbeiners stets im Vordergrund stehen. Allerdings wird dieses Vorgehen weiter praktiziert, solange die Nachfrage nach solchen Trend-Hunden besteht. Dabei helfen auch eine Änderung der Zuchtordnung sowie neue Richtlinien nur bedingt. Im Internet werden nämlich unzählige Welpen von Hobbyzüchtern angeboten, für die Verordnungen und Richtlinien von Zuchtvereinen nicht gelten. Was aber hilft, ist ein geschärftes Bewusstsein für diesen Missstand bei künftigen Hundehaltern sowie ein generelles Verbot für das Züchten, den Handel sowie den Import solcher beinträchtigten Hunderassen.

FAQ

Welche Hunderassen sind häufig von Qualzucht betroffen?

Die am meisten betroffenen Hunde sind: Mops, Französische Bulldogge, Dackel, Deutscher Schäferhund, Chihuahua, Australian Shepherd, Teacup-Hunde, Rhodesian Ridgeback, Faltenhunde und Nackt- sowie Schopfhunde.

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